– … da auch dieser Zeitraum hier ab und an mundanastrologisch behandelt wird … –
Wie viele Jahre hat das erste Jahrtausend unserer Zeitrechnung (0 – 1000 n.Chr.)?
Diese scheinbar unsinnige Frage stellte sich der Bremer Soziologe und Wirtschaftswissenschaftler Gunnar Heinsohn. Seine verblüffende Antwort: Nur ungefähr 300 Jahre. In diesem Zeitraum fänden Ereignisse und archäologische Funde aus römischer Kaiserzeit, Spätantike und Frühmittelalter mühelos und eigentlich erst sinnvoll Platz. Seit Jesus von Nazareth (falls historische Person) und Kaiser Augustus seien somit nur rund 1300 Jahren vergangen.
Tatsächlich weisen die betreffenden 1000 Jahre zum einen nur spärliche Schriftquellen auf, die obendrein oft den archäologischen Befunden widersprechen. Viele Karl dem Großen zugeschriebene Bauten wurden nie gefunden; dem Englandeiniger Alfred dem Großen fehlt jede materielle Grundlage; u.v.m. ... Zum anderen wechseln Jahrhunderte mit gänzlicher Stagnation sich mit plötzlichen, glanzvollen „Renaissance“-Phasen der Antike ab (z.B. der karolinigschen), die rasch wieder vorüber gehen; zivilisatorische Fortschritte und Eigenentwicklungen über den Stand des 3. Jahrhunderts n. Chr. hinaus finden nirgends statt; das Hochmittelalter schließlich fällt noch weiter zurück.
Durch diesen tausendjährigen Evolutionsstau misstrauisch geworden, nahm sich Heinsohn die archäologische Fundlage in Europa und vorderem Orient vor. Was er vorfand, führte ihm nach und nach zu folgendem Schluss: Die Antike (bis ca. 235 unserer Zeitrechnung) geht direkt ins Hochmittelalter (ab ca. 935 u.Z.) über, getrennt durch eine gewaltige, zivilisationsvernichtende Naturkatastrophe. Seine Ergebnisse hat er in einem seitenstarken, belegstrotzenden Vorentwurf für ein künftiges Buch zusammengefasst:
[EDIT: Die hier vorgesehene PDF-Datei ist leider zu groß zum Hochladen. Siehe den nächsten Beitrag!]
Heinsohn begründet seine These in erster Linie archäologisch-stratigraphisch. Zum einen seien die materiellen Kulturen von Kaiserzeit, Spätantike und Frühmittelalter sich ununterscheidbar ähnlich. Wichtiger noch: es gibt nicht eine einzige (!) archäologische Fundstätte, wo Schichten aller drei Epochen (oder auch nur zwei) übereinander lägen. Immer findet sich zwischen Römischer Republik und Hochmittelalter nur eine Schicht (statt zu erwartender drei); diese wird konventionell-wissenschaftlich wahlweise einer der drei Epochen zugeordnet oder (unzulässigerweise) zwischen ihnen aufgeteilt. Dagegen gibt es vielfach Katastrophenspuren, etwa meterdicke Schlammschichten in Rom und Aachen gleich unter der Hochmittelalterschicht, andernorts starke Brandschichten. Überall läge eine materielle Substanz für nur 300 statt für 1000 Jahren vor.
Ausgehend vom Karolingerzentrum Aachen als Schwerpunkt wirft Heinsohn forschende Blicke nach Rom, Konstantinopel, Jerusalem, Köln, Mailand, Wien, Salzburg, Zürich, auf weitere Orte in Polen, Bulgarien, Armenien, Italien, England, NW-Deutschland (Sachsenlande), in den arabischen Raum, kurz auch nach Mittelamerika und China – überall die gleichen Befunde. Er zitiert genüsslich konventionelle Archäologen, wie sie angesichts der Fundlage erstaunt bis ratlos sind, weil sie die überlieferte Chronologie nicht infragestellen können/wollen, und ungewollt seine Sicht der Dinge stützen. Ein kurzes Textbeispiel zu Konstantinopel:
ZitatByzanz, das Cassius Dio (163-229) als zweitgrößte Stadt des Imperiums bis in die 230er Jahre beschreibt, hat keine Schichten für das 1.-3. Jahrhundert. Auch „die byzantinische Stadt des 7.-9. Jhs. [ist] ebenso wenig bekannt“ (Kirilov 2006, 181). In der Spätantike des 4.-6. Jhs. ist es zwar reich gesegnet, aber die Bauten zwischen 290 und 520 passen bestens – wenn auch mit bescheideneren Palästen – zum römischen Stil zwischen 1 und 230. Wie Jerusalem hat auch Byzanz im 1. Jahrtausend nur für 300 Jahre bauliche Substanz. Nicht besser steht es in Rom selbst, wo die mal antik, mal spätantik und mal frühmittelalterlich datierten Bauten ja niemals stratigraphisch übereinander liegen, sondern im selben Horizont an verschiedenen Plätzen, aber in ähnlichen Zuschnitten gefunden werden.
Wie aber wäre die um ca. 700 Jahre zu lange Chronologie entstanden? Heinssohns Hypothese: Nach besagter Katastrophe um 935 und einem mühsamen Neubeginn habe man wohl im „11.“ Jahrhundert versucht, den Geschichtsablauf zu rekonstruieren. Dies sei wegen des vorangegangenen Tradierungsbruches misslungen: die Ereignisse von tatsächlich etwa 300 Jahren seien irrtümlich auf 1000 Jahre verteilt worden, zwei weitere Epochen wurden praktisch hinzuerfunden, Spätantike und Frühmittelalter. Darum wirkt der ganze Zeitraum so ausgedünnt, redundant, widersprüchlich, ohne Entwicklung.
Als infrage kommende Großkatastrophe gilt Heinsohn die Explosion des Vulkans Eldgjá auf Island (934-940), die „die des Tambora 1815 bei weitem hinter sich lässt“ (Wikipedia). Dieser Vorfall bilde den Hintergrund der Narrative der römischen Reichskrise des 3. Jahrhunderts und der Justinianischen Pestkrise ab 540. Beide Überlieferungen bezögen sich auf das gleiche Ereignis, eben die Vulkanexplosion mit ihren globalen Auswirkungen – ein Beispiel von vielen für „aus 1 mach 3“.
Das war dumm, ich hätte ahnen können, dass die PDF-Datei zu groß ist (20MB). Dadurch ist das Ganze nun leider viel Lärm um (fast) nichts. Tut mir leid. Ich lasse es dennoch mal stehen.
Wer an der Sache interessiert ist, kann direkt bei Gunnar Heinsohn den Buchvorentwurf als PDF-Datei bekommen, und zwar unter gheins@uni-bremen.de Und sich dabei auf die Seite http://www.ilya.it/chrono/dtpages/Neueste.html beziehen (betreffende Textpassage steht unter den Fotos), so habe ich es auch gemacht. Es lohnt sich.
Laut Heinsohn vernichtet eine Großkatatstrophe um 935 das (sich „modifiziert“ vorzustellende) römische Reich des Jahres 235. (Wobei er sich da noch nicht gänzlich auf Jahr oder Jahrzehnt festlegen will). Damit fiele dieses fragliche Ereignis bei den von Klaus eingeführten 60er Epochenhoroskopen in das von 904; selbiges sollte schon entsprechende Hinweise geben. Ich würde sagen, solche sind gegeben, wobei mir da die Vergleiche fehlen. Vielleicht mag sich sonst jemand dazu äußern.
Hallo Reiner, sieht man sich mit der These zum ersten Mal konfontiert, dann mag man sich sagen: "Ein Spinner": Nur - so einfach ist das nicht, denn Heinsohn ist ein seriöser Wissenschaftler, der auf offenkundige Lücken hinweist - siehe obiger Text. Ich werde mich damit mal in Ruhe befassen. Jedenfalls Dank für diesen Thementhread! Zu den 60er-Epochenbildern. Dasjenige von 904 ist das letzte der Maximalepoche, welche 3600 Jahre umfasst. D.h. die derzeitige Maximalepoche setzte ein 964 n.Chr. Das ist diese, Rom:
Aber was hieße dies für die mundanen Zyklen, sollte Heinsohn in Teilen oder gar zur Gänze Recht haben?
Das Erfundene Mittelalter, auch Phantomzeit-Theorie, ist eine These, gemäß der 300 Jahre des Mittelalters erfunden wurden. So soll auf das Jahr 614 das Jahr 911 gefolgt sein
@ Mythopoet Die Phantomzeitthese geht auf Heribert Illig zurück. Heinsohn unterstützte diese längere Zeit, fand sie aber letztlich nicht überzeugend und zu kurz greifend (siehe auch Link in Beitrag 1). Karl den Große etwa, der Illig als Phantom gilt, sieht Heinsohn durch Münzfunde als zweifelsfrei belegt und versteht ihn als einen römischen Teilherrscher („Grenzkaiser“), wie es sie in der römischen Geschichte verschiedentlich gab.
@ Klaus Danke für deine wohlwollende Kenntnisnahme. Was sich für die mundanen Zyklen (rein technisch) ändern würde, wirst du am besten beurteilen können. Nebenbei kann ich durch das Verschwinden von Prognosefokus leider nicht mehr nachvollziehen, wie du auf die Eckdaten (…, 964, …) oder ein bestimmtes „Urdatum“ gekommen bist – wären diese Daten denn durch eine Chronologierevision infrage gestellt? Was die Interpretation der Horoskope angeht, da würde sich wohl wirklich etwas ändern, oder zu ergänzen sein. Das ganze Hochmittelalter müsste durch das Untergangstrauma von ~935 geprägt sein. Im 964er sehe ich gerade den nördl. Mondknoten auf 1° Widder, der völlige Neubeginn, passt sehr gut.
Ergänzend noch: Heinsohn (tlw. im Verbund mit Illig) streicht anhand der materiellen Befunde auch Altertum und Urgeschichte rigoros zusammen. In einem Buch von 1999 gab er dem Homo sapiens nur noch ein Alter von höchstens 5000 Jahren, von der Altsteinzeit bis heute; dieser doch relativ kurze Zeitraum sei von mehreren vernichtenden Großkatastrophen durchsetzt. Da muss man erst mal durchatmen …
Und schließlich: Chronologiekritik bildet inzwischen schon so etwas wie eine „Szene“, sie hat auch schon ihre eigene, Jahrhunderte zurückreichende Geschichte. Dabei gibt Kritiker (Heinsohn gehört nicht dazu), die auch Hoch- und Spätmittelalter beargwöhnen. Dabei geht es weniger um überzählige Jahrhunderte als vielmehr um die Entwicklung des Christentums. Dieses habe nur langsam Gestalt angenommen, im Mittelalter herrschte noch lange eine Art synkretistisches Heidenchristentum vor. Der Katholizismus weist ja noch viele unchristliche Elemente auf (Dreigottglaube, Maria = Muttergottheit, Reliquienverehrung u.v.m.), entsprechend auch romanische und gotische Kirchen in ihrem Bildschmuck. Die Endzeitvorstellungen deuten auch auf eine Entstehung nach erlebten Großkatastrophen hin (~935, vielleicht auch die Pest von 1349). Letztgültig normiert wurde das (westliche) Christentum erst im 16. Jahrhundert (Luther, Tridentinum), die noch lebendige heidnische Konkurrenz vor allem auf dem Land wurde mit den Hexenprozessen des 17. Jahrhunderts ausgelöscht bzw. mundtot gemacht. Das klingt noch verwegener/spinnerter als Heinsohn, aber wer sich näher damit beschäftigt, kann auch darin viel Plausibles entdecken. Ein sehr weites Feld ...
....schon vor Jahren war ich mal auf die 3 Jahrhunderte, die fehlen sollen, gestoßen und hatte mir vorgenommen, das anhand von Horoskpdaten zu überprüfen. Aber irgenwie ist es untergegangen.
Nun aber: Wenn in der Chronologie irgendwie ein paar Jahrhuderte nicht gewesen sein sollen, dann müßten Horoskopdaten, die vor dieser Fehlzeit liegen nicht stimmen, weil der zeitliche Abstand zur Jetztzeit dann nicht stimmt und unsere Berechnungsmethoden etwas falsches liefern müssten..
Ein typisches Beispiel für ein Keilschrift-Täfelchen mit den Planetenkonstellationen des Geburtstages für eine Person mit dem Namen Anu-belsunu, Datum X.2 des Jahres 63 s.Ä., also den 29. Dezember 249 v.Chr., folgt:
1. Jahr 63 Tebetu, Abend des (?) zweiten Tages 2. Anu-belsunu wurde geboren. 3. An diesem Tag war die Sonne auf 9,30° Steinbock, 4. Der Mond war auf 12° Wassermann: Seine Tage werden zahlreich sein. 5. Jupiter war am Beginn des Skorpion: Jemand wird dem Prinzen helfen. 6. [Das Kind (?)] wurde [i]m (?) Wassermann geboren mit/ oder in der Region von (?) Venus: Er wird Söhne haben. 7. Merkur war im Steinbock; Saturn im Steinbock; 8. Mars im Krebs.
Die Person mit dem Namen Anu-belsunu konnte als ein Nachkomme eines 'Schreibers von Enuma Anu Enlil' identifiziert werden, welcher selber wiederum als Autor astrologischer Texte hervorgetreten war. Damit wird deutlich, dass in der seleukidischen Ära Keilschrift-Täfelchen mit Geburtskonstellationen auch für Personen der gehobenen Schichten hergestellt wurden und nicht nur für die Herrscher
Rechnen wir mal nach:
05 12 korrekt, im , aber ~ 4 ° daneben r18 28 korrekt
06 48 06 korrekt, wenn der Text diese Aussage eigentlich meinte
r26 45 Mars steht kurz vor Krebs ~4-5 ° Abweichung
05 05 Jupiter korrekt
03 09 korrekt
09 11 Korrekt , 12° Wasserman genau ein paar Stunden später
Also alles in allen, Datum und Horoskop stimmen aus heutiger Sicht gut überein.
Also fehlt da im Zeitlauf nichts.
Die Tontafel zur Illustration hat nichts mit dem Horoskop zu tun.
LG glomph
___________________________________________________________________ Software etc.www.astroprozessor.eu -> Heimat des Glomph und des astrologischen Lexikons Noch eine Baustelle: www.Sonnenwende-online.eu --> enthält AstroGeo
Hallo glomph, das ist ein durchaus überzeugender Einwand. Ich denke mal weiter darüber nach und werde das Problem vielleicht auch "weiterreichen". Gruß, Reiner
Ja,das sind interessante Belege. Zum Großepochenbild 964 - ja das habe ich ausführlicher beschrieben im Prognosefokus. Im Kern war es nur dies: nachdem ich auf die OGs gekommen war (duch Beschäftigung mit dem I Ging - dies noch vor dem Beginn meiner astrologischen "Laufbahn"), war es nur natürlich, mich näher mit den Rhythmen der chineschen Astrologie zu befassen - wobei "Astrologie" hier ja eigentlich das falsche Wort ist, sofern es sich dabei um das System des Bazisuanming handelt (hier auch bekannt als "Four Pillars" / "Vier Säulen-Lehre"). Und da strukturieren die 60er seit Jahrhunderten die Zeit. Dass man zum übergreifenden Zeitraum von 360 gelangte = 6 mal 60, dürfte nachvollziehbar sein, auch, dass man zur Potenz der 60 = 3600 gelangte. Doch herrscht meines Wissens keine Klarheit, zu welchem Zeitpunkt manfand, dass 964 u.Z. der Beginn einer neuen Maximalepoche ist. Wie dem auch sei: ich habe schlicht die 60er-Rhythmen beim Wort genommen, somit auch das Jahr 964. Übrigens habe ich auch näher beschrieben, dass man in den chinesischen Zeitrhythmen die chaldäische Reihe wiederfinden kann ( Das Jahr 954 war ein Saturn-Jahr - ich kann das evtl. bei Gelegenheit weiter ausführen) - .Geht man von 964 n.Chr. 3600 Jahre zurück, dann gelangt man an den Zeitpunkt, an dem - nach heutigem Wissensstand - die Cheops-Pyramide gebaut wurde.
Wenn Heinsohn mit allen seinen Ansätzen recht hätte (der Mensch max. 5000 Jahre alt, eher weniger, siehe oben), dann käme man bei der Rückrechnung von 964 an nicht nach Gizeh, sondern an den Anfang der Menschheit. Bis 964 ginge also der erste Menschheitszyklus, sozusagen.
Hier noch Heinsohns Bücher zu Altertum und Urgeschichte mit den umfassenden Kürzungen: Wann lebten die Pharaonen?, 1990 (mit Heribert Illig) Wie alt ist das Menschengeschlecht?, 1991 Assyrerkönige gleich Perserherrscher!, 1996 Alle sehr in technische Details gehend; recht dünn ist noch das 1991er, dennoch überzeugend Jahrhunderttausende annullierend.
wie (von Klaus angeführt) neueste Forschungen bestätigen, liegt Steiner mit seinen Zeitangaben zum Pyramidenbau völlig richtig, nämlich zu Beginn der 'Stier-Zeitalter' / "Ägyptisch-Chaldäische Periode", die beziffert wird von 2907 - 747 v. Chr.
Klaus hat auf eine Koinzidenz hingewiesen, die sich aus der konventionellen Datierung der Cheops-Pyramide ergibt. Dass diese Datierung „völlig richtig“ ist, eben daran haben Heinsohn und Illig gut begründete Zweifel. Ich zitiere mal den Klappentext des schon genannten Buches „Wann lebten die Pharaonen?“ (Quelle: amazon.de):
ZitatImmer wird an der ägyptischen Kultur ihre unendliche Dauer, ihre Konstanz und ihre Höhe gerühmt. Warum aber enthalten diese drei Jahrtausende der Pharaonen so viele Leerräume, Ungereimtheiten und Widersprüche? Wir können betrachten, was wir wollen – Pyramidenbau, Gewölbe, Goldgranulation, Elfenbeinschnitzerei, Bestattungsbräuche, Hartsteinbearbeitung, Erzgießerei, Musikinstrumente, Glas in all seinen Variationen, Eisengebrauch, Landwirtschaft oder Schiffbau – überall klaffen riesige Lücken, nirgends lassen sich stimmige Entwicklungslinien rekonstruieren. Und im Boden finden sich Schichten nur für Jahrhunderte. Die Autoren durchschlagen diesen gordischen Knoten, indem sie aus zahllosen 'Puzzleteilen' eine neue Chronologie, eine neue Geschichte der Pharaonen und damit der Alten Welt entwerfen. Sie verjüngen in dramatischer Weise das alte Ägypten und lassen seine kulturelle Entwicklung erkennen.
Die Chronologie des Altertums ist anhand der biblischen Daten aufgestellt worden. Deren Historizität gilt inzwischen nicht mehr als selbstverständlich, aber Heinsohn und Illig sind (meines Wissens) die ersten, die daraus Konsequenzen ziehen und der Archäologie den höheren Stellenwert einräumen. Die Autoren geben den Pyramidenbauern auch Eisenwerkzeuge an die Hand (während die herrschende Lehre sie bislang mit Stein, Bronze, Kupfer abspeist). Wodurch die Bauleistung durchaus noch als großartig, aber nicht mehr als unfassbar, fantastisch, übermenschlich zu bezeichnen wäre.
Die Pyramide wurde nach heutigem Kenntnisstand zwischen 2620 und 2580 v.Chr. gebaut. Die Maximalepoche, welche der unsrigen vorausging, begann 2636/37 v.Chr (das leidige Thema des fehlenden Jahres Null). Das liegt nun in der Tat engstens beisammen. Dennoch: ich glaube, dass das, was wir Zeit nennen, irgendwann, vielleicht schon bald, doch einer grundlegenden Revision unterzogen werden wird. Zwar ist Einsteins Raumzeitkontinuum nahezu ein Allgemeinplatz geworden. Aber wir tragen weiterhin die gewohnten Anschauungen von Zeit und Raum mit uns herum. So denken wir uns auch das Weltall im Grunde doch immer noch als dreidimensionales Konstrukt - etwa wenn wir sagen "Galaxis X, Y ist 3,5 Milliarden Lichtjahre entfernt." Was ja nach wie vor ein ungelöstes Problem ist - und auch am Einsteinschen Universum nagt: das Problem der massiven Rotverschiebung in den Lichtspektren. Die am weitesten "entfernten" Objekte nüssten sich ihren Spektren zufolge mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen. Tun sie dies, dann kollabiert das Einsteinsche Modell. Tun sie dies nicht, dann hat das Werkzeug der Lichtspektren ausgedient - und es kollabiert ein Gutteil der Astrophysik. Da aber nun einmal Zeit und Raum kommensurabel sind - dies jedenfalls sind sie unserer Wahrnehmung nach: "Zum Raum wird hier die Zeit" , Parsifal - da dem so ist, ist aber auch irgendwann unsere Vorstellung der Zeit als eine fortwährende Linearsequenz sich stets gleichbleibender Abschnitte fragwürdig. Die Aussage etwa: "Das Sonnensystem ist 10 Milliarden Jahre alt" setzt voraus, dass das, was wir "Jahr" nennen, als konstantes Fixum schon immer dagewesen ist. Doch: Wer kann belegen, dass dem so ist?
Und: Gibt es "Zeit" als eine Kategorie unabhängig von Wahrnehmung und Bewusstsein? Das hat sich ja schon Kant in der "Kritik" gefragt.
Nicht ganz ernstgemeint - aber nicht zu widerlegen ist diese nassforsche Behauptung: "Die Welt ist 7 Minuten alt." "Hä??" - "Nun, sie wurde vor 7 Minuten erschaffen und mit ihr all das was wir Vergangenheit nennen, was ja eigentlich alles nur Gedächtnis ist."- Ganz so albern, wie es im ersten Moment scheint, ist das am Ende gar nicht bei genauerem Nachdenken. So rasch kann ich auf den Heinsohnschen Zug nicht aufspringen, aber ich kann mir denken, dass er ähnliche Überlegungen angestellt hat. Grüße, Klaus
23.11.2017 00:49 (zuletzt bearbeitet: 23.11.2017 02:16)
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