Auf die Gefahr hin, mir hier die Finger zu verbrennen - es geht um die Frage nach der Situation und der Zukunft des Liberalismus. Wo beginnen? - Auf jeden Fall in die Zeit vor der Aufspaltung des Liberalismus, also in die Zeit vor dem Einsetzen des Wirtschaftsliberalismus. Auch in die Zeit vor Rousseau, denn da hatte der Liberalismus auch bereits seine Unschuld verloren, insofern als er sich dort mit dem Nationalen vermählte.
Man muss wohl auf Locke zurückgehen. Mit ihm gelangt man jedenfalls in das erste Stadium.
Mit Blick auf die Lockeschen Ideen jener Jahre hier das Neuner-Bild:
Mit dem Anfang auf 2,5 Grad analog zu . Da meldet sich verdeckt auch bereits der Wirtschaftsliberalismus zu Wort, der ja aus dem Kollaps seine Dynamik zu beziehen pflegt. (Die enge Verbindung der -Zyklen mit den ups & downs des Kapitalismus hat Barbault ja schlüssig aufgezeigt.)
Ich habe hier die TNP miteingebracht, sie könnten hilfreich sein. Vielleicht irrtieren um die 16/17 Grad . Das ist der Sonnenstand um den 9.11. herum. Man erinnert sich, dass die ersten Kommentare zum Mauerfall 1989 darauf hinwiesen der Liberalismus des Westens habe gesiegt. Da gäbe es weitere Beispiele.
Im Bild ist direkt Widderpunkt = gegeben. Laut Witte "der allgemeine Geisteszustand", allgemeine Ideen, die Gültigkeit erlangen. Wohl auch als Hinweis auf die Gültigkeit des Horoskops. Dieses Neunerbild (also 3. 2. 1685- 3.2. 1694 ) ist aus der Sicht der "Neun Sterne" bestimmt von der Drei = Trigramm Dschen: "der Donner", der elmentare Aufbruch (auch Ausbruch).
Der Liberalismus ist kein Garant gegen den Missbrauch der impliziten Ideen: da vom Widderpunkt die Rede ist: gehe ich von dort im Eingrad-Schritt weiter, dann gelange ich 1793 auf den Höhepunkt der Frz. Revolution, in die Zeit Robespierres - da bin ich auf dem . Die weiterlaufende Direktion bringt dann den Null-Widder 1913/14 auf den AC mitsamt angereihten Planeten - der I WK ist auch ganz richtig gedeutet worden als Folge eines exzessiven Wirtschaftsliberalismus. Und 2016 befindet sich der solcherart dirigierte Widderpunkt auf dem Radix-. 2017 auf dem . Kein Wunder, dass seit 2016 - erstmals - nicht nur von der Krise des Liberalismus die Rede ist. Es wird seitdem tatsächlich die Frage aufgeworfen, ob dieser nicht seinem baldigen Ableben entgegensehen dürfte.
Hallo Elisabeth, ja, passt schon. Ich kenne auch nur diese Zeit, evtl. 2-3- Minuten früher. Zu Locke müsste man wohl noch ergänzen, dass er ganz Empirist war, und traditionell ist der Liberalismus ein Kind des Empirismus. Und es passt ja auch zum Thema "Krise des Liberalismus", dass wir in Zeiten der sog. "fake-news" leben, also in Zeiten, in denen das Faktische aufgeweicht wird. Zum Empirischen: siehe den Neumond im dritten Haus - und/oder den als Regenten über Haus drei-GZH.
Zitat von Klaus im Beitrag #1es geht um die Frage nach der Situation und der Zukunft des Liberalismus.
Interessantes Thema; ... ich sehe diesbezüglich momentan Pluto durch Steinbock als volle Ausprägung seines Durchlaufs, Saturn durch Schütze ist auch nicht gerade ein Zeichen für Liberalismus. Mal sehen, was sich gegen Jahresende tut, wenn er in sein Domizil eintritt. Pluto kann noch 10 weitere Jahre sein Unwesen treiben, bevor er sich im Wassermann deutlich verträglicher verhalten sollte. Diktatoren und Diktatur sind in diesen Jahren schrecklich en voge, eine Folge von Bildungsmangel und Mißwirtschaft.
Zwischenbemerkung: Das Problem ist natürlich, dass ein so komplexer Begriff nicht an ein, zwei astrologischen Themen fixiert werden kann. Orientiere ich mich hier mehr am ? -oder am ? Gemeinhin gilt, dass der Liberalismus sich bestimmt aus dem Bezug "Ich" hier - "Staat" dort. Wobei die Frage zwingend da ist: Wenn kein Staat da ist, wer oder was schafft dann meine Liberalität? Die Antwort, ich hätte eben mehr Liberalität in dem Maße, wie der Staat in der Versenkung verschwindet, kann heute selbst bei den grünsten Grünen nicht verfangen (die wollten ja in den 80ern den Personalbestand der Polizei halbieren.) Die Rousseausche "Freiheit" als natürlicher Zustand hat ja schon den Test der frz. Revolution nicht überleben können - das Ideal des "guten, freien Wilden" (endlos abgegriffenes Motto: "im Einklang mit der Natur") irrlichtert vereinzelt noch heute, hat aber eigentlich ausgedient. Wir stecken in der Bedrouille, dass die individuelle ("bürgerliche") Freiheit zunehmend nur gewährleistet werden kann durch einen starken Staat - ? Klartext: So sagte mir jemand . der in Dortmund-Nord wohnt: "Wenn hier bald nicht mehr Polizei präsent ist, kann ich abends keinen Fuß mehr vor die Tür setzen." - will sagen: " dann hab' ich keine persönliche Freiheit mehr - und sei es die der simplen Alltagsmobilität."
Das Problem ist doch letztlich, dass all die humanistischen Werte, begründet in der Zeit der Aufklärung, pragmatische Konstrukte der Vernunft waren. Das alles ist dünnblütig geworden, es fehlt das "Numen", die "transzendentale" Fundierung. Mit Blick auf Deutschland: Der Habermassche "Verfassungspatriotismus", edel gedacht und lange Jahre staatserhaltend, wird nicht länger ausreichen, um dem Staat den Allgemeinkonsens zu sichern. Das ist genau das Vakuum, in welches die AfD vorstoßen kann. Und mit Blick auf das heutige Washington DC: das erklärt auch einen Trump. Das Wort von der "Legitimität der Neuzeit" (Blumenberg) wird auch (hoffentlich) weiterhin seine Gültigkeit behalten. Aber die "Neuzeit" wird sich neu finden müssen, der bloße affirmative Gestus ("Die Deomokratie ist stark!") wird da nicht mehr reichen.
Das sehe ich genauso - im Hinblick auf AfD und besonders auf Trump.
Auch Dortmund ist für mich nur einen Katzensprung entfernt und scheint auf Teile meiner Stadt auch schon überzugreifen. Wo auf offener Strasse aus fahrendem PKW geschossen wird. Ist nur die Frage - was war zuerst - die Henne oder das Ei? Warum nicht auch mal durch künstliche Inszenierungen (siehe interessante Ausführungen hier zu Weihnachtsmarkt Berlin) staatliche Kontrollmassnahmen zwingend not- wendig zu machen oder erscheinen zu lassen.
Zum erwähnten Habermas - da finde ich auf einer tschechischen Seite eine Geburtszeit - inwieweit gesichert kann ich nicht wissen. Aber das Ganze scheint mir im Kern doch plausibel.
AC-Regent in den in Haus 6 - und zwar Konj. Sonne BRD - der pragmatische Intellekt teilt sich dem Selbstverständnis der Bundesrepublik mit. Habermas ist (war ?) ja so etwas wie der Staatsideologe der Bundesrepublik - erst Sloeterdijk hat es vor ein paar Jahren gewagt, da ein dickes Fragezeichen zu setzen.
Ein flüchtiger Blick auf laufende Transite: tr derzeit gradgenau den Radix- opponierend, tr unlängst auf dem IC - weiterhin in dessen Orbis. Das geht an die Substanz. Grüße, Klaus
Danke, Elisabeth, hat ein AA. Habermas entwickelt ja über die Jahre eine Art Diskursethik - "deontologisch, formalistisch, universalistisch". Er verdient natürlich Resepkt: Es geht ihm darum das unvollendete Pprojekt der Moderne fortzusetzen - wohl unter Berufung auf Kantsche Maximen und Postulate. - Ich muss gestehen, dass ich seine Lektüre ermüdend fand, sie dann auch eingestellt habe.
Wenn ich ihn nicht ganz falsch verstehe, dann hängt für H. gesellschaftliches und damit auch staatliches Gelingen ab von einem intakten Diskurs. Den sehe ich aber in Deutschland kaum noch gegeben: Der öffentliche Diskurs wird geseteuert, kontrolliert vom gesellschaftlich programmierten"Mainstream", der Politischen Korrektheit, den staatlich subtil kontrollierten "Öffentlich-Rechtlichen". Es muss H. zugute gehalten werden, dass er diese Gefahren schon in den 60ern angesprochen hat. Aber seine Autorität (er ist ja weltweit bekannt) hat dies nicht verhindern können. Die universal gedachte "deontologische" Diskursethik mag ein schöner Gedanke sein - aber: Wie will sie sich behaupten gegen den Universalismus der IT-Welt, gegen den neobarbarischen Affekt eines Trump ?
"‚Was ist Liebe? Was ist Schöpfung? Was ist Sehnsucht? Was ist Stern?' - so fragt der letzte Mensch und blinzelt. Die Erde ist dann klein geworden und auf ihr hüpft der letzte Mensch, der alles klein macht... 'Wir haben das Glück erfunden', sagen die letzten Menschen und blinzeln. Sie haben die Gegenden verlassen, wo es hart war zu leben: denn man braucht Wärme. Man liebt noch den Nachbarn und reibt sich an ihm. Denn man braucht Wärme... Ein wenig Gift ab und zu: das macht angenehme Träume. Und viel Gift zuletzt zu einem angenehmen Sterben. Man arbeitet noch, denn Arbeit ist eine Unterhaltung. Aber man sorgt, daß die Unterhaltung nicht angreife. Man wird nicht mehr arm und reich: beides ist zu beschwerlich. Wer will noch regieren? Wer noch gehorchen? Beides ist zu beschwerlich. Kein Hirt und keine Herde. Jeder will das gleiche. Jeder ist gleich. Wer anders fühlt, geht freiwillig ins Irrenhaus... Man hat sein Lüstchen für den Tag und sein Lüstchen für die Nacht: aber man ehrt die Gesundheit. 'Wir haben das Glück erfunden', sagen die letzten Menschen und blinzeln."
Dazu schreibt Robert Spaemann:
"Der letzte Mensch Nietzsches: das ist die Verkörperung des banalen Nihilismus. Er nennt sich heute selbst "Liberalismus" und hat für alles, was sich ihm nicht fügt, die Einschüchtervokabel "Fundamentalismus" bereit. Ein Fundamentalist ist in diesem Sinne jeder, dem es mit irgend etwas ernst ist, das für ihn nicht zur Disposition steht. Für den banalen Liberalismus ist Freiheit: Vermehrung von Optionschancen. Er läßt aber keine Option gelten, für die es sich lohnte, auf alle übrigen zu verzichten. Von einer solchen Option aber spricht das Evangelium: von dem Schatz im Acker und der kostbaren Perle, für die der, der sie findet, alles verkauft."
Nietzsches prophetische Sicht des - für ihn - künftigen Menschen - d.h. des "Wellness-Menschen" von heute - ist von durchschlagender Aktualität, frappierend. ( R.Spaemann war übrigens Mitherausgeber der "Großen Arkana des Tarot", die wohl tiefgründigste Kommentierung der Großen Arkanen, verfasst von Valentin Tomberg - unter dem Pseudonym " Anonymus d'outre tombe".)
Der Liberalismus, so wie er hier von Nietzsche beschrieben wird, ist offensichtlich in sein defizitäres Stadium eingetreten. Daher die Wirkmächtigkeit, die - u.a. - ein Trump produzieren kann. Was keine Apologie für diesen darstellt - er ist im katalysatorischen Sinne tätig - was dann auch wiederum seine geschichtliche Notwendigkeit haben mag. (Hier ist offenkundig nicht gemeint der auf empirischen Fundamenten beruhende Liberalismus eines Locke, sondern der "hedonistische" Liberalismus, wie er zuletzt infolge der Postmoderne universale Gültigkeit erlangen konnte.) Um nicht wegzukommen von den astrologischen Parallelen: da wäre evtl. mal eine Nietzsche-Sichtung fällig
Zitat von sepp im Beitrag #15Hm, wo bliebe dabei der Hedonismus?
Da, wo er schon immer war? Venus!
Nimm Jupiter-Neptun in 12 oder Fische + Venus dort oder irgendeinen Aspekt zu Venus, und schon hast Du alles unter einem Hut. Jupiter treibt alles so richtig schön in größere und somit unübersehbare Dimensionen.
Zitat von Klaus im Beitrag #12Der Liberalismus, so wie er hier von Nietzsche beschrieben wird, ist offensichtlich in sein defizitäres Stadium eingetreten. Daher die Wirkmächtigkeit ...
In Punkto Liberalismus ist doch nun wirklich so ziemlich alles aus den Fugen geraten worden, seit 9-11. Pluto durch Steinbock hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Ich sehe den Höhepunkt dieses Prozesses erreicht oder gar überschritten. Es scheinen sich überall Gegenkräfte zu formatieren; paßt dazu, daß Pluto jetzt den wirkungsämsten Bereich des Steinbock-Zeichens erreicht. Schon in 3 Jahren könnte dieser ganze Spuk zuende sein. Viele schmerzhafte Entwicklungen der letzten Jahre fangen bereits an, zu zerfallen, an ihrem eigenen Übel und ihrer Aufgeblähtheit regelrecht zu implodieren oder implodiert zu werden. Die Fokusse verschieben sich, eine Phase des kollektiven Erwachens ...
@Jan Martin: Wieso hat sich Pluto in den "wirkungsärmsten" Bereich des Steinbocks begeben? Immerhin durchläuft er noch, wenn er die 22 Grad erreicht hat die Saturn-Regentschaft in den Termini, dann auf den letzten Graden die des Mars..
@Sepp, den Nihilismus astrologisch fassen? - Das ist schwierig - denn man geht fehl, wenn man sich da einseitig auf Nietzsche fixiert. Es gibt ja Meinungen, die besagen, dass der Sieg der Nominalisten im mittelalterlichen Universalienstreit hier den ersten Schritt getan habe - durch die von ihm veranlasste Abdankung der Wesensbegriffe. Also, wo soll man da anfangen? Der russische Nihilismus - siehe Dostojewskis "Dämonen" - ist ein ganz anderer als der Nietzsches, der ja bekanntlich nicht von der Destruktion der Werte, sondern von deren Umwertung sprach. Aber all dem gemeinsam ist ja - auch hier wieder der Sieg des Nominalismus - dass das "sacrificium essentiae" (die mit dem Nominalismus beginnende Aufopferung der Wesensbegriffe) angesichts der "potentia absoluta" Gottes letztendlich dazu führt, dass die Vernunft eben gegen die drohende Vernichtung der Welt durch Gottes Allmacht sich wehrt, mit dem Ergebnis, dass am Ende die reine Existenz an die Stelle der Essenz tritt: Heidegger, Sartre ("Die Existenz geht der Essenz voraus.") ... Das ist ein Prozess, der über Jahrhunderte läuft - dann allerdings kulminiert vor allem bei Heidegger ("Sein und Zeit", 1926 aufs Papier gebracht, '27 veröffentlicht). Vermutlich das wirkmächtigste Buch des 20. Jahrhunderts.
Sorry, alles ein bisschen knapp- aber a) bin ich an der Philosophie interessiert, habe aber wie die meisten Skorpione kein sonderliches philosophisches Talent und b) das wäre eine Endlostipperei. Aber vielleicht findet sich ja doch ein Horoskop, das im Kern die im Spätmittelalter einsetzende Destruktion der Wesensbegriffe abbildet ?
nur als Einschub, weil ich dieses Thema in einem Blog hatte und als Ergänzung Deiner doch tief gegebenen philosophischen Einblicke:
René Tichy:
ZitatNietzsche beschreibt in diesem Text schon vor über 130 Jahren in prophetischer Weise die Verfassung des modernen Menschen. Es geht um die Aufrechterhaltung des Status quo. Die Gesellschaft wird auf Dauer gestellt. Das Leben erstarrt, man tritt auf der Stelle, trotz beschleunigtem Lebenswandel. „Rasender Stillstand“ macht sich breit. Es geschieht natürlich sehr viel: Finanzkrisen, Wirtschaftskrisen, Revolten, Aufruhr, Demonstrationen, Katastrophen aller Art, Sensationen. Aber es ändert sich nichts Wesentliches mehr in der Grundstruktur der westlichen Gesellschaft. Und der Rest der Welt sieht keine andere Option, als sich der westlichen Grundstruktur anzupassen. Alles ist sehr gleich, sehr klein, sehr langweilig. Der letzte Mensch hat keine Leidenschaft, er ist ohne Thymos (Mut, Eifer), wie Peter Sloterdijk in „Zorn und Zeit“ sagt. Dazu Max Weber: „Fachmenschen ohne Geist, Genussmenschen ohne Herz: dies Nichts bildet sich ein, eine nie vorher erreichte Stufe des Menschentums erstiegen zu haben.“ Es gibt Logik, es gibt Begehren: aber der Thymos fehlt. Kein Stolz, kein Gefühl für Würde und Ehre, keine Beherztheit, keine Selbstachtung. Die letzten Menschen haben kein Herz und sind unfähig zu Tugenden, zu Visionen und großen Unternehmungen. Sie sind konsumierende Gutmenschen, freiwillige Knechte in einer autonomen Herde. Die letzen Menschen haben das Glück nicht gefunden, sondern erfunden. Kleine Gifte und Rauschmittel, die Drogen und Pillen der Pharmaindustrie, mancherlei Therapien, dimmen den Menschen auf Halbmast und rauben ihm Sehnsucht und Verlangen: Fröhlich konsumierende Roboter. Die Behaglichkeit des Wohlstandes führt zu geistiger Versklavung. Wiederum Max Weber: „Das moderne Leben lebte noch, als die bürgerliche Askese, Berufsmenschentum und Spezialisierung begeisterte. Wenn der Geist der Askese schwindet, erscheint der letzte Mensch.“ Und Max Weber weiter:“ Spezifisch ist die absolut unentrinnbare Gebanntheit unserer ganzen Existenz, dieses stahlharte Gehäuse des kapitalistischen Wirtschaftskosmos.“ Unentrinnbarkeit ist der Gegenbegriff zur Freiheit. Man könnte auch Uniformierung, Standardisierung und Konformismus sagen. Man fühlt sich orientierungslos, wenn man das gewohnte „stahlharte Gehäuse“ einmal verlassen müsste. Völlig fremd ist es geworden, das eigene Leben in die eigene Hand zu nehmen und zu behalten. Kant hat das Unmündigkeit genannt. Der letzte Mensch akzeptiert den Niedergang des Menschen, um den Untergang hinauszuzögern (siehe Systemrettung). Klugheit bedeutet, es zu schaffen, seine Bequemlichkeit zu erhalten. Das Bewusstsein fehlt, zu erkennen, das so ein Leben nicht lebt. Dem letzten Menschen geht es nicht um das Seelenheil, sondern um das Sozialheil. Die Gruppe, das Team, die Gemeinschaft (früher die Herde genannt), avanciert zum Nonplus ultra: Gruppentherapie, Teamwork, soziales Lernen. Immer geht es um die Austreibung der Individualität. Der letzte Mensch ist vom Teamgeist besessen. Im Hintergrund ist der Sozialstaat, der uns im Griff hat. Die Gleichheit macht sicher. Die staatliche Fürsorge sichert, aber entmündigt. Gegen die Unmündigkeit, diesen Geisteszustand, ist die Aufklärung angetreten. So wie es des Mutes bedarf, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, bedarf es des Stolzes, um das eigene Leben in die Hand zu nehmen. Der Stolz aber wurde durch Angst ersetzt. Der letzte Mensch wird nicht erwachsen. Erwachsen ist man, wenn man sein Leben nicht ausschließlich nach dem Glück einrichtet. Der letzte Mensch wird sich selbst zum Problem, weil er keine Aufgaben mehr hat, die ihn vor sich selbst ablenken. Die Sorge um sich selbst war bei Sokrates die Sorge um die Seele. Der letzte Mensch sucht sein Heil in der Gesellschaft, oder geht zum Therapeuten. Die Märkte sind die Sinnstifter. Selbst die Religion wird konsumiert, die ebenfalls Spaß und Unterhaltung bieten soll. Der letzte Mensch kennt keine Selbsttranszendenz. Er ist zynisch und blasiert. Er setzt alles herab. Er will nur angenehm leben. Hauptsache mir geht´s gut. Freiheit hat aber schon immer schwach mit einem angenehmen Leben korreliert. Freiheit und Würde stehen gegen Glück und Genuss.
Gegen den letzten Menschen kann man den Bürger, die Bürgerin stellen, die das „sapere aude“ (habe Mut) in eine Lebenspraxis der Freiheit umsetzen. Mut zur Bürgerlichkeit heißt, seine Lage begreifen und ergreifen, seine Existenz aushalten. Odo Marquard hat das Zivilcourage genannt.
Jetzt gehts aber geradezu um die letzten Dinge. Die Frage ist doch die nach irgendeiner astrologischen Fassbarkeit dessen, was, ich möchte das verengen, "hedonistischer Ninilismus" ist. Da scheint mir der Nominalismus zu früh und Heidegger zu spät zu sein. Was mir einfällt ist das Aufkommen der romanischen Ironie und in der Folge Entwicklungen wieder Dandyismus in England. Kultivierung einer letztlich außenorientierten, selbstverliebten Attitüde erst in einer kleinen Oberschicht, die dann nach unten durchsickert. Sepp
Es gab 1399 eine Pluto-Neptun Konjunktion, leider gibt es da einen Konflikt mit den jeweiligen Ephemeriden. Ich habe 25.3.1399 jul 20:24:59 Uhr, 2°54 Zwilling. astro.com gibt 24.3.1399, auf 2:52 Zwilling, muß man also etwas suchen. Jedenfalls war der große Epocherhytmus auch auf 1,36 Zwillinge, das geht also einigermaßen konform.
Und die 2,5 Zwillinge sind ein Saturn-Merkur GSP, "die Spiegelung", "Du sollst kein falsches Zeugnis annehmen" Abgrenzung duch Intellekt, Neutralisierung und Versachlichung der Umwelt............
Zitat von sepp im Beitrag #20Da scheint mir der Nominalismus zu früh und Heidegger zu spät zu sein.
"Jenes, was hinsichtlich waltenden Aufgehens früher ist, wird uns Menschen erst später offenkundig. Dem Menschen zeigt sich die anfängliche Frühe erst zuletzt".
Hallo zusammen, ich überlege mir noch, was ich halbwegs Vernünftiges auf MPs Posting sagen kann. Das mag noch dauern.Aber schon jetzt besten Dank an ihn. @ Sepp, "Hedonismus". Das ist ja bereits in der Antike diskutiert worden. (Deinen Dandy habe ich mit für den Moment auf.) Da hat man dies der "Eudaimonia" des Aristoteles gegenübergestellt. (Wie ich bei Benjanmin Dykes lese, spielte die aristotelische Eudaimonia eine große Rolle in der Hellenistischen Astrologie). Ich kenne mich da nicht so aus, habe Robert Spaemanns Buch "Glück und Wohlwollen" diesbezüglich befragt. Da hat er dem Hedonismus ein eigenes Kapitel zugewiesen. Daraus: "Im subjektiven Wohlgefühl den äußersten Zweck sehen, um den es einem Handelnden gehen kann oder gehen sollte, heißt, die Intentionalität, die Gerichtetheit unserer psychischen Zustände, ihre konstitutive "Selbsttranszendenz" reflektierend zurückzunehmen...." Und, das scheint mir wirklich aussagekräftig: "In Platons Dialog "Protagoras" ist das wichtigste Ergebnis die Einsicht, daß das Leben, als ein Ganzes von Lustzuständen verstanden, selbst nicht ein Lustzustand ist. Und die Frage nach den Bedingungen einer optimalen Lustbilanz des Lebens darf selbst nicht unter hedonistischem, sondern muss unter wahrheitsfunktionalem Gesichtspunkt beantwortet werden...." Dennoch billigt Spaemann dem Hedonismus die Qualität einer Lebenskunst zu, bezieht sich dabei natürlich auf Epikur: "Es ist eine Kunst - und es gehört zur Lebenskunst Epikurs, des sublimsten und reflektiertesten Hedonisten -, in Situationen des Leidens die Erinnerung an vergangene Freuden zu einer Quelle gegenwärtigen Trostes zu machen..."
Hier nun die von Elisabeth erwähnte Konj. 1399 - und , hierin Claude Weiss folgend (Stichwort "Welthorokop" 1892) die letzte der drei Konjunktionen, genauer: der dieser vorhergehende Vollmond.
Ich habe Paris gewählt, damals durch ihre Universität eines der Zentren des europäischen Geisteslebens.
Zitat von Klaus im Beitrag #18@Jan Martin: Wieso hat sich Pluto in den "wirkungsärmsten" Bereich des Steinbocks begeben? Immerhin durchläuft er noch, wenn er die 22 Grad erreicht hat die Saturn-Regentschaft in den Termini, dann auf den letzten Graden die des Mars.
Weil es neben der Klassischen Astrologie noch einen anderen Horizont gibt? Wie auch immer, Bruno Huber bezeichnet das als Energiekurve, Starfish hat das in ihrem Blog ganz gut beschrieben. Anders als bei API wende ich dieses Prinzip aber aus Erfahrung nicht nur auf die Häuser, sondern auch auf die Zeichen an - ich mache keinen Unterschied in der (Be-)Deutung von Zeichen und Haus, Schütze entspricht analog dem 9.Haus und umgekehrt -, und meine Kurve ist etwas extremer.
Ich darf ein wenig fortsetzen, wer A sagt muss auch B sagen.
Der Nihilismus setzt ja nicht erst im 19. Jahrhundert ein, sondern das ist eine geschichtliche Bewegung, die sich über die Jahrhunderte aufbaut - um dann in der Formulierung "Gott ist tot" zu gipfeln. Man lese nur - z.B. den (zweiten) Monolog Macbeths ("Tomorrow, and tomorrow and tomorrow...), frühes 17. Jahrhundert, dann hat man ein schlagendes Beispiel dafür, dass der Nihilismus lange vor Nietzsche seine Wurzeln geschlagen hatte.
Das ist das dritte Solar des Großepochenbildes von 964 (über 3600 Jahre wirksam), in Potenzierung 343 Jahre (7*7*7*) erfassend (nämlich 1650-1993) Das ist hier so "großformatig", weil es sich eben um eine Bewegung handelt, die (s.o.) ihren Ausgang nimmt im zugunsten des Nominalismus entschiedenen Universalienstreit des Mittelalters, die dann bei Nietzsche ihre extremste Formulierung findet. Das Horoskop ist bezogen auf Paris, Ausgangspunkt der Aufklärung und des Rationalismus. Dabei ist die neuzeitliche Durchsetzung des Merkurialen und des mit ihm verbundenen Prinzips des Funktionalen vermutlich ein nachgeordnetes Thema. Dieses begleitend oder ihm ursächlich vorhergehend ist das, was der erwähnte Spaemann die "Inversion der Teleologie" genannt hat: Im Spätmittelalter bricht die traditionelle metaphysische Teleologie zusammen. Statt dessen macht sich als das zentrale Thema der Existenz nun der Selbsterhaltungstrieb breit. Verknappt: Wir leben demnach nicht mehr, um etwas zu sein, sondern wir sind fortan etwas, nur noch um zu leben. Am Ende dessen steht dann ein Denken, das den Primat der Existenz gegenüber der Essenz behauptet (gut dargestellt bei Odo Marquard: Vorlesungen zur Existenzphilosophie). Nach Spaemann ist dies erstmals klar formuliert bei Telesio: De rerum natura, erschienen ab 1565. Inversion der Teleologie = Umkehrung der Grundausrichtung - und nun zwar auf den Menschen selbst hin.
Das fixe Tierkreisbild des Wassermanns hat als Entsprechung den Engel - und den "Menschen" sofern dieser gewissermaßen der Engel "in spe" ist. Es wundert daher nicht, dass bekannte Anthropologen eine starke Wassermannprägung haben (siehe z.B. den Wassermann A.Gehlen, Hauptwerk "Der Mensch", 1940). Nun aber ist, was oft vergessen oder gar verdrängt wird, der Wassermann ein fixes Zeichen - was auf den ersten Blick in seltsamem Kontrast zu stehen scheint zu der dort gemeinhin angesiedelten Freiheit.
In den OGs steht die Sonne immer im Wassermann, den jeweils neuen "Aufbruch" anzeigend. Im obigen Horoskop (1650-1993) aber hat sich die Opposition auf Pluto (bereits im Basisbild gegeben) verschärft, ist gradgenau geworden - und erfasst nun zudem VE, MER, JU und den Mondknoten. Die Neuzeit als Zeit der fortschreitenden Ausbildung der "Freiheit" ist vor allem auch die Zeit der progressiven Individualisierung, die sich dann früher oder später mit dem Liberalismus verbindet (= Titel dieses Threads). Der Wassermann ist als fixes Zeichen ein "geschlossenes", und die Opposition Plutos auf den gesamten Wassermann "schließt" hier unübersehbar "ab" . Es spiegelt sich hier also die (knapp) beschriebene Inversion der Teleologie - d.h. es erfolgt die Umkehrung der Blickrichtung des Menschens, nun auf sich selbst hin gerichtet. D.h. die Individualität droht, dem Individuum nicht bewusst, zum Gefängnis zu werden. Es bildet sich das "autonome Subjekt": Es geht "nur" noch um den Menschen selbst - und zwar am Ende, nachdem dann endgültig (irreversibel?) im 20. Jahrhundert die Essenz der "metaphysischen" Wesensbegriffe ausgesondert worden ist, nur noch um dieses: die Existenz.
(evtl. fortzusetzen - auch mit Blick auf das Zitat MP's weiter oben)