Was hat es mit Weihnachten eigentlich auf sich? Ist es nur ein Erinnerungsfest an die Geburt Jesu, oder ist da in jeder Heiligen Nacht noch etwas anwesend, das die Seelen real ergreift, wenn sie sich ihm öffnen? An Weihnachten 1914, im ersten Jahr des 1. Weltkrieges, jedenfalls spielten sich an der Westfront vielfach denkwürdige Dinge ab, die niemand für möglich gehalten hätte. Deutsche sowie Briten und Franzosen, die sich feindlich in Schützengräben gegenüberlagen und täglich gnadenlos Tod und Verderben übereinander brachten, gingen vielerorts an Heiligabend ohne Waffen zögernd aufeinander zu und feierten gemeinsam Weihnachten.
Was war da geschehen? In der Chronik des 55. Westfälischen Infanterieregiments hieß es: Es „durchzitterte alle Herzen ein sonderbares, in Worten gar nicht wiederzugebendes Gefühl bei dieser Begegnung“. Ein Soldat schrieb in einem Brief nach Hause, dass es „die schönste Weihnachtsfeier war, die ich je erlebte“. Der Journalist Michael Jürgs kam in seinem Buch „Der kleine Frieden im großen Krieg“ zu dem Urteil: „Einen solchen Frieden von unten gab es noch nie in der Geschichte eines Krieges.“ Und der britische Historiker Malcolm Brown sprach in „Christmas Truce“ von der „besten und herzbewegendsten Weihnachtsgeschichte unserer Zeit“. (..)