Die Münchner Rhythmenlehre hat eine ganz eigene Sprache, die sich in der Auseinandersetzung Döbereiners 1. mit Musik und 2. mit der Malerei herausgebildet hat. Diese Sprache unterscheidet sich von den Sprachen und Begriffen anderer Astrologieschulen, was es Anfängern bzw. Einsteigern in die MRL sehr schwierig macht.
Viele scheuen dann die besondere Sprache und Formulierungen, und verlassen die MRL wieder. Es wird der MRL sogar nachgesagt, sie sei genau deshalb nicht wenig sektiererisch – mir kommt da Niklas Luhmann in den Sinn, von dem man ebensol-ches sagte. Aber auch andere Gebiete (Konstruktionsmorphologie und W. Gutmann) zeigen ähnliche Entwicklungen. Es ist das Los geschlossener Systeme, dass ihnen ein Ruf von Sekte angehängt wird ... weil sie den Ausstehenden als "exklusiv" erscheinen mag.
Immer wieder komme ich in die Situation, eine „Brücke“ zwischen den Interessierten und der Döberein’schen Ausdrucksweise zu bauen. Dafür musste ich selbst erst einmal alles verstehen. Ich werde im nächsten Abschnitt wiedergeben, was für die Arbeit mit dem „Weg der Aphrodite“ wichtig ist.
Etwas, auf dem man sitzen könnte! blitzt in unseren Gedanken auf. Noch ist es weder greifbar, noch real, noch stofflich noch überhaupt sichtbar, noch kann man es benutzen (12. Haus; Fisch; Neptun). Das Etwas – nennen wir es das Prinzip des Stuhls - ist noch nicht in der Zeit und auch noch nicht im Raum. Doch der Gedanke ist gesetzt und tritt als Potential an die Pforte zur Zeit. Aus den vielen Möglichkeiten, die es gibt, entspringt eine, die die Gestalt dessen werden könnte, das das Sitzen ermöglicht. Dieses Entspringen ist der Ursprung und wird dem Wassermann, dem 11. Haus, dem Uranus, zugeschrieben. Mit dem Ursprung verlässt das Potential den Bereich des (noch namenlosen) Prinzips und tritt in den Bereich des (noch bildhaften) Zeitlichen. Man hat es geschöpft, das ist der schöpferische Akt: etwas Neues entsteht.
Nachdem nun dieses Neue auf dem Weg ist, erhält es seine ausschließliche Bestimmung - „Du seist ein Stuhl!“ Damit ist nicht nur die Bezeichnung gesetzt, sondern damit sind all die anderen Möglichkeiten, die noch im 12. Haus verborgen liegen, nicht mehr möglich. Bestimmung heißt Festlegung. Zum Stuhl-Werden bzw. zum Stuhl-Sein gehören bestimmte Eigenschaften, andere werden ausgeschlossen. Steinbock, 10, Haus, Saturn stehen für die Bestimmung, für das Schicksal.
Jetzt überschreiten wir die Schwelle: von jetzt an wird es konkret. Zur Verwirklichung des Ursprungs (Werde!) ist Material (2. Haus = Stier = Materie) nötig, und zwar gemäß der Bestimmung („Stuhl“). Es werden Fügungsteile bereitgestellt, die dann organisch zur Form zusammengebracht werden. Schütze, Jupiter und 9. Haus stehen für die Fügung der Bestimmung. Sie führen aus, was sie als Anweisung von Neptun, Uranus und Saturn erhalten haben. Erhalten sie eine unkorrekte oder un-vollständige Anweisung, fügen sie trotzdem. Dann fügen sie das „Unvollständige“ vielleicht sogar gut.
Im 8. Haus (Skorpion, Pluto) geschieht die Prüfung der so entstandenen Form. Der zusammengefügte Stuhl wird auf sein Stuhl-Sein hin untersucht. Dies führt der „Hüter der Erfahrung“, der Skorpion, Pluto, durch. Er misst die Form am ursprünglichen Plan; und tut dies, bevor er die Form (2. Haus - die konkrete Formation) an die Gegenwart ausliefert. Das achte Haus hat noch keine Gegenwart, ist noch Konzept. Die Grenze zwischen Haus 8 und Haus 7 ist die Grenze des Bewusstseins.
Wird das als Stuhl Angelegte der Anweisung gerecht, wird er an die Gegenwart geliefert, d.h. im eigentlichen Sinne des Wortes und nicht im wörtlichen: er wird als Gestalt in die Öffentlichkeit gebracht (7. Haus, Waage, Venus). Der Stuhl ist im Prinzip fertig und das Stuhlhafte somit im Bewusstsein der Zeit.
Die Form steht jetzt bereit. Doch ein Stuhl ist Stuhl noch nicht allein dadurch, dass er dasteht, sondern er wird Stuhl dadurch, dass es jemanden gibt, der sich auf ihn setzt. Erst in der Ausübung der Form wird er tatsächlich zum Stuhl (3. Haus, Merkur, Zwilling). Der Bestimmung „Stuhl“ (Haus 10 zu Haus 3) stehen begrenzte Erscheinungen zur Seite. Ein Stuhl kommt eben nicht wie „Bett“ oder eine „Waschmaschine“ daher. ...
aus: Astrologische Häuser und der Weg der Aphrodite, Karin afshar
Das Problem wird ja erst dann zum Problem, wenn die, die eine hochdifferenzierte Fachsprache sprechen, keine Normalsprache mehr anwenden und zu rückübersetzen nicht im Stande sind, so dass Kommunikation im Sinne von Austausch mit Anderssprechenden schwierig wird, da wird die Fachsprache fast zur Behinderung. Dann wird es elitär- ohne wirklich eine Elite im qualitativen Sinne zu sein. Aus eben diesem Grunde war für mich die MRL auch immer schon eine eigene Geistesschule, die mitnichten als Astrologie im üblichen Sinne verwechselt werden sollte.
Die Form steht jetzt bereit. Doch ein Stuhl ist Stuhl noch nicht allein dadurch, dass er dasteht, sondern er wird Stuhl dadurch, dass es jemanden gibt, der sich auf ihn setzt.
Die Form steht jetzt bereit. Doch ein Stuhl ist Stuhl noch nicht allein dadurch, dass er dasteht, sondern er wird Stuhl dadurch, dass es jemanden gibt, der sich auf ihn setzt.
Ist mir letztlich aufgefallen: leere Stühle bei van Gogh - sind aber auch unbesetzt Stühle, oder nicht? Grüße, Klaus
Offensichtlich entdeckt sich hier ein Dilemma der Münchner Rythmenlehre; oder ist lediglich die Vermittlung falsch? Und inwieweit ist die Autorin überhaupt zur Vermittlung autorisiert?
Jedenfalls ist der Stuhl (noch) kein Stuhl (siehe oben dein eigenes Zitat, Klaus! Du solltest es also besser wissen!) weil es offensichtlich nicht "jemanden gibt, der sich auf ihn setzt." Denn die Pfeife ist kein Jemand!
Aber was sag ich? Die Pfeife ist keine Pfeife, weil es nicht jemanden gibt, der sie raucht.
Stuhl und Pfeife also lediglich ein Hirngespinst von Vincent van Gogh und Klaus und jedem Betrachter - nach der Münchner Rhythmenlehre.
Irgendwie scheint es doch an der Vermittlung zu hapern, oder, aus dem Blickwinkel der Münchner Rhythmenlehre, mangelt es sicherlich doch eher an der Verständnisfähigkeit derer, denen vermittelt werden soll.
Zitat.......Doch der Gedanke ist gesetzt und tritt als Potential an die Pforte zur Zeit.
In Beitrag #1 worthüllst es ja so gewaltig, daß man seine liebe Not hat.
Zum Beispiel: Was bitte ist konkret "die Pforte zur Zeit"?
Nur eine dichterische Metapher?
Hält Sie ein paar Fragen aus?
Was ist das? Wo ist es zu finden? Wie sieht es aus? Wie ist es entstanden? Hat es wer gemacht? Wozu ist es gut? Profan, kann es kaufen? In welchen Kontext steht es zu allen anderen.
u.s.w.
Ok, man kann natürlich einfach drüber hinweg lesen und wenn man es so eine Weile gemacht hat, hat man schnell die Oientierung verloren, insbesondere wenn noch weitere Worthülsen dazu gekommen sind, deren Bedeutung nicht sicher geklärt ist , die man auch nicht verstanden hat.
Statt Klarheit entsteht Verwirrung.
Das ist mein persönliches Dilemma mit Spezialsprachen, nicht nur in der MLR.
Es ist derselbe Eindruck, "Vorsicht, Treibsand!" der mich beschlich, als ich mich als junger Mann in die Ergüsse der linken Szene einlas und so herrliche Begriffe wie "materialistische Dialektik" nur verhüllten, das die Autoren nicht wußten, wovon sie schreiben , sich gern mit ungelesenen Hegel raus redeten.
Das heißt natürlich nicht, daß der „Weg der Aphrodite“, als Gedankenweg falsch ist,
grübelt glomph
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"Alle Probleme sind im Kern solche der Sprache." Wer sagte das - Wittgenstein (meine ich)? Zunächst: es gibt im engeren Sinne keine "Sprache" der MRL, sondern eine spezifische Terminologie. Wie schon angedeutet: Letztlich "verpflichtet" die MRL auf ihr Vokabular - das läuft dann irgendwann folgerichtig auf ein stetes Zitieren hinaus. Da auch von N.Luhmann die Rede war: jedes System neigt zur Selbstreferenz - bis hin zum Hermetischen. Die Sprache der MRL ist das Deutsche, das ja bekanntlich - darin dem Altgriechischen verwandt (beherrsche ich nicht) -, eine ungewöhnliche Fülle von Wortbildungen hervorzubringen vermag - siehe Heidegger. Stärke wie Problem zugleich. Man versuche einmal, den eingangs gelieferten Text ins Englische zu übersetzen: es geht nur mit großer Mühe. Noch schwieriger wird es vermutlich mit dem Französischen. Nun ist, wie gesagt, die genannte Stärke - die der Fähigkeit zur fortschreitenden komplexen Wortbildung - gleichzeitig das Problem des Deutschen. Dem Linguisten wohlbekannt: Als die saturnische Sprache par excellence stellt das Deutsche Fallen auf. Es neigt zum einen zur Verschachtelung, zum anderen zu Nominalismen, typisch ist auch die Fülle der Passivbildungen - was dann zu einer meist als unschön empfundenen "Verholzung" des sprachlichen Ausdrucks führen kann. Typisches Beispiel, aus dem Eingangstext zitiert: "Wird das als Stuhl Angelegte der Anweisung gerecht, wird er an die Gegenwart geliefert, d.h. im eigentlichen Sinne des Wortes und nicht im wörtlichen: er wird als Gestalt in die Öffentlichkeit gebracht (7. Haus, Waage, Venus)."
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''Sprachen der Welt? - Die Ausdrucksweise der MRL"
25.07.2015 13:43 (zuletzt bearbeitet: 25.07.2015 13:44)
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